Aluminium und Lebensmittel - Knapp die Hälfte der Bevölkerung versucht, Aluminium im Alltag zu vermeiden

BfR veröffentlicht Spezial-Ausgabe des Verbrauchermonitors zur Wahrnehmung gesundheitlicher Risiken

Aluminium ist nach Plastik bei der deutschsprachigen Bevölkerung der bekannteste Stoff, der von Verpackungen oder Behältnissen auf Lebensmittel übergehen kann. Nach den Ergebnissen des „BfR-Verbrauchermonitors Spezial“ zu Aluminium sieht fast die Hälfte der Befragten dies als hohes gesundheitliches Risiko an. Viele Menschen vermeiden daher die Verwendung von Aluminium, wenn es eine passende Alternative gibt. Verbraucherinnen und Verbraucher nehmen bereits über Lebensmittel hohe Mengen Aluminium auf, so dass in manchen Fällen die wöchentliche Höchstmenge erreicht sein dürfte. „Wer die zusätzliche Aufnahme von Aluminium verringern möchte, kann beim Grillen auf Schalen aus Edelstahl zurückgreifen und saure oder salzhaltige Lebensmittel nicht in Alufolie einwickeln“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Im aktuellen „BfR-Verbrauchermonitor Spezial“ wird ebenfalls deutlich, dass es Unterschiede gibt zwischen dem, was ein Teil der Bevölkerung als Risiko wahrnimmt und was aus Sicht der wissenschaftlichen Risikobewertung tatsächlich ein Risiko darstellt. Möglicherweise wirkt sich die Absicht, die Aufnahme von Aluminium zu vermeiden, auch auf Verhaltensweisen aus, die kein gesundheitliches Risiko darstellen. „Der BfR-Verbrauchermonitor Spezial zeigt uns, was wir zukünftig in der Risikokommunikation noch klarer herausstellen müssen“, so Hensel.

BfR-Verbrauchermonitor 2017, Spezial Aluminium im Lebensmittelbereich (629.8 KB)

In einem Forschungsprojekt hat das BfR im Jahr 2017 den Übergang von Aluminium aus unbeschichteten Menüschalen auf Lebensmittel untersucht. Das Ergebnis: Insbesondere bei der Warmhaltung von salz- und säurehaltigen Speisen können Aluminiumionen auf die Speisen übergehen. Um die Einstellungen, Risikowahrnehmungen sowie die Kenntnisse der Bevölkerung zu erfassen, hat das BfR eine repräsentative Befragung zum Thema Aluminium im Lebensmittelbereich vorgenommen. Dafür wurden rund 1.000 Personen, die in Privathaushalten in Deutschland leben und mindestens 14 Jahre alt sind, im Auftrag des BfR telefonisch interviewt.

Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher gefragt werden, welche Stoffe von Lebensmittelverpackungen oder -behältnissen auf Lebensmittel übergehen, fällt ihnen gleich nach Plastik Aluminium ein. Ungefähr Dreiviertel der Befragten hat in diesem Zusammenhang ebenfalls von Weichmachern und Mineralöl gehört. Knapp die Hälfte hat Maßnahmen ergriffen, um die Aufnahme von Aluminium zu reduzieren. Dabei stehen der reduzierte Gebrauch von Aluminiumfolie und die Verwendung von aluminiumfreien Deodorants im Vordergrund. Aus Sicht der Risikobewertung stellen Antitranspirantien, deren schweißhemmende Wirkung auf Aluminiumsalzen beruht, eine mögliche Aufnahmequelle von Aluminium im Kosmetikbereich dar.

54 % der Befragten gaben an, dass salz- oder säurehaltige Lebensmittel nicht in Aluminiumfolie aufbewahrt werden sollten. 48 % haben auch davon gehört, dass die Verwendung von Grillschalen aus anderen Materialien, wie z. B. Edelstahl, empfohlen wird. Weniger bekannt ist, dass man Speisen, die in Aluminiumfolie oder -schalen gegrillt werden, erst danach salzen und würzen sollte (36 %).

Für das BfR ist besonders interessant, ob die öffentliche Wahrnehmung von der wissenschaftlichen Einschätzung gesundheitlicher Risiken abweicht. Inwieweit sind den Befragten Hinweise vertraut, die über die offiziellen Verhaltensempfehlungen hinausgehen? Um eine Vorstellung über die „Trennschärfe“ der bisherigen Risikokommunikation zur Thematik Aluminium zu bekommen, wurde gefragt, ob Verbraucherinnen und Verbraucher davon gehört haben, dass Kleinkinder nicht mit Aluminium in Kontakt kommen sollten. Dies bejahten über 40 %, obwohl es aus wissenschaftlicher Sicht keinen Anlass für diese Vorsichtsmaßnahme gibt. Ebenso unbegründet ist die Regel, sich nach dem Anfassen von Aluminiumdosen die Hände zu waschen. Trotzdem meint ein Fünftel der Befragten, schon davon gehört zu haben. Diese Antworten geben Anlass dafür, die aus den Bewertungsergebnissen abgeleiteten Handlungsempfehlungen noch deutlic her und zielgerichteter zu kommunizieren.

Auf die Frage, über welche gesundheitlichen Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit Aluminium berichtet wurde, nennen die Befragten an erster Stelle das Krebsrisiko, obwohl der in der Öffentlichkeit diskutierte Zusammenhang zwischen der Anwendung von aluminiumhaltigen Antitranspirantien und Brustkrebs wissenschaftlich nicht belegt ist. Dementsprechend empfindet die Mehrheit die Sicherheitsbestimmungen für Aluminium in Lebensmittelverpackungsmaterialien und Geschirr als nicht ausreichend.

Aluminium und seine Verbindungen sind in vielen Lebensmitteln und verbrauchernahen Produkten enthalten. Um den Übergang von Aluminium zu verhindern, sind Verpackungen und Behältnisse für Lebensmittel wie Getränkedosen, Joghurtbecherdeckel oder Tanks für Fruchtsäfte auf der Innenseite beschichtet. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat eine tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge von 1 Milligramm Aluminium je Kilogramm Körpergewicht für die orale Aufnahme über die Nahrung abgeleitet. Basis für diese Abschätzung des Gesundheitsrisikos von Aluminium sind Wirkungen auf das Nervensystem und Wirkungen auf die Fruchtbarkeit und das ungeborenes Leben sowie Effekte auf die Knochenentwicklung. Dieser Wert kann in manchen Fällen jedoch überschritten werden. Bei der Aufnahme über die Nahrung ist die akute Toxizität von Aluminium gering, jedoch sind die gesundheitlichen Risiken bei der chronischen Aufnahme derzeit noch nicht hinreichend erforscht. Daher empfiehlt das BfR, jeden zusätzlichen Eintrag von Aluminium so weit wie möglich zu minimieren.

Quelle: www.bfr.bunde.de

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