Drei Viertel der Bevölkerung halten Lebensmittel in Deutschland für sicher

Dritter BfR-Verbrauchermonitor zur allgemeinen Wahrnehmung gesundheitlicher Risiken bei Lebensmitteln und Produkten erschienen

Die Risikowahrnehmung der Bevölkerung in Deutschland ist bei Lebensmitteln widersprüchlich. Das ist eines der Ergebnisse des dritten BfR-Verbrauchermonitors. Einerseits halten fast drei Viertel der im Februar 2016 repräsentativ befragten Verbraucherinnen und Verbraucher die am Markt befindlichen Lebensmittel für sicher. Andererseits ist mehr als die Hälfte der Befragten beunruhigt über Themen wie Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln, Mikroplastik in Lebensmitteln oder gentechnisch veränderte Lebensmittel, die eng mit dem Generalthema Lebensmittelsicherheit verbunden sind. „Diese widersprüchliche Einschätzung zeigt uns, dass es ganz entscheidend ist, in welchem Kontext Verbraucherinnen und Verbraucher zur Sicherheit von Lebensmitteln befragt werd en,“ kommentiert Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), die Ergebnisse der repräsentativen Befragung von über 1.000 Personen in Deutschland für den aktuellen BfR-Verbrauchermonitor. „Wenn Sie die Menschen im Kontext allgemeiner Lebensmittelrisiken fragen, dann werden Lebensmittel von einer großen Mehrheit als sicher angesehen. Fragen Sie aber im Kontext eines in der Öffentlichkeit vornehmlich unter dem Risikoaspekt diskutierten Themas wie Antibiotikaresistenzen oder Pflanzenschutzmittel, dann ist ein hohes Maß an Beunruhigung gegenüber der Lebensmittelsicherheit zu beobachten.“ Das belegt einmal mehr, dass die Risikowahrnehmung durch die mediale Darstellung beeinflusst wird.

Der BfR-Verbrauchermonitor ist ein wichtiges Instrument, mit dem das BfR seine Aktivitäten zur Risikokommunikation entsprechend der in der deutschen Öffentlichkeit diskutierten Themen steuern und anpassen kann. In einem halbjährlichen Zyklus werden deshalb diese Daten zur Wahrnehmung gesundheitlicher Risiken seit 2014 repräsentativ erhoben.

Verbraucherinnen und Verbraucher halten nach den jüngsten Umfrageergebnissen den Klimawandel bzw. Umweltbelastungen vor Rauchen für das größte Risiko für die Gesundheit. Fehlernährung und Alkoholkonsum folgen als nächstes im Risikoranking, wobei im Vergleich zum Vorjahr die Fehlernährung von deutlich mehr Menschen als Gesundheitsrisiko eingeschätzt wird als der Alkoholkonsum. Ungesunde und belastete Lebensmittel werden dagegen als etwas relevanter als im Vorjahr wahrgenommen.

Beim Bekanntheitsgrad von Themen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes zeigen sich im Vergleich zu 2015 große Unterschiede. Am bekanntesten sind die Themen Pflanzenschutzmittelrückstände in Obst und Gemüse, Antibiotikaresistenzen und Mineralöle in Körperpflegeprodukten, die mehr als drei Viertel der Befragten kennen. Glyphosat als Thema kennen hingegen trotz der großen Präsenz in den Medien relativ wenig Befragte. Zwar hat die vorrangig in den Medien geführte Debatte um die Zulassung dieses Pflanzenschutzmittelwirkstoffes die Zunahme seiner Bekanntheit um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr bewirkt. Nach wie vor nimmt es aber den letzten Rang unter den acht genannten Verbraucherthemen ein.

Hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit beunruhigten die Befragten wie auch 2015 an erster Stelle Antibiotikaresistenzen, dicht gefolgt von gentechnisch veränderten Lebensmitteln und Rückständen von Pflanzenschutzmitteln. Mikrobielle Kontaminationen von Lebensmitteln werden zwar als durchaus wichtiges Gesundheitsrisiko wahrgenommen, allerdings beunruhigt dieses Gefahrenpotential in dieser Umfrage deutlich weniger Menschen als in der letzten. Am wenigsten beunruhigt wie schon in der letzten Befragung die Lebensmittelhygiene im eigenen Haushalt.

Nach wie vor betrachten Verbraucherinnen und Verbraucher die Sicherheit von bestimmten Produkten skeptisch. Fast die Hälfte der Befragten halten Textilien, Spielzeug oder Kosmetika nicht für sicher. Zugenommen hat im Vergleich zum Vorjahr insbesondere die Skepsis gegenüber Kosmetika.

Dem Staat weist die Bevölkerung eine zentrale Rolle beim gesundheitlichen Verbraucherschutz und der Lebensmittelsicherheit zu. Über die Hälfte der Befragten wünscht sogar mehr Maßnahmen wie Verbote und strenge Regulierungen, um Lebensmittel sicherer zu machen und Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen. Außerdem sollten staatliche Institutionen objektive und verlässliche Informationen bereitstellen, auf deren Grundlage der Einzelne sich selbst besser schützen könne. Lediglich ein Zehntel der Befragten ist der Auffassung, dass sie sich auch ohne staatliche Institutionen ausreichend schützen können.

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung Max-Dohrn-Str. 8-10 D-10589 Berlin Presserechtlich verantwortlich: Dr. Suzan Fiack Tel.: 030 1 8412-4300 Fax.: 030 1 8412-4970 E-Mail: pressestelle@bfr.bund.de URL: http://www.bfr.bund.de

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