Vorsicht Allergie: Wie das Immunsystem Nickel erkennt

Foto: https://www.stock.adobe.com/

Mitteilung Nr. 031/2020 des BfR vom 21.Juli 2020

Das Metall Nickel zählt zu den häufigsten Auslösern eines allergischen Kontaktekzems beim Menschen. Diese Hautentzündungen entstehen durch eine stufenweise Immunreaktion bei al-lergischen Personen, z.B. wenn die Haut wiederholt in Kontakt mit nickelhaltigem Schmuck, Piercings oder Jeansknöpfen kommt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des BfR ha-ben neue Erkenntnisse gewonnen, wie die menschliche Körperabwehr auf Nickel reagiert. Ihre Ergebnisse haben sie im Fachblatt „Allergy“ veröffentlicht.

Ursache für die allergische Reaktion sind T-Lymphozyten (T-Zellen). Diese Zellen gehören zur Körperabwehr und reagieren normalerweise auf Viren oder Bakterien in der Haut. Bei einer Nickelallergie sprechen sie auch auf elektrisch geladene Nickelatome (Ionen) an, die sich aus dem nickelhaltigen Produkt herauslösen können. Diese Ionen werden dann in Form eines me-tallionischen Komplexes zusammen mit körpereigenen Eiweißstoffen (Proteinen) durch die T-Zellen „erkannt“.

 

Zur Erklärung: Der Mensch hat eine große Vielfalt von T-Zellen. Jede dieser T-Zellen besitzt einzigartige Andockstellen (Rezeptoren), mit denen sie jeweils ein ganz bestimmtes Molekül „erkennen“ kann. Der Rezeptor besteht sowohl aus variablen, mit der Erkennung befassten Untereinheiten, als auch aus einer Auswahl festgelegter Rezeptorsegmente. Zusammenge-nommen verfügen die T-Zellen damit über viele Millionen verschiedener Rezeptoren, mit de-nen Krankheitserreger im Fall einer Infektion hochgenau (spezifisch) erkannt und bekämpft werden können.

 

Die Forscherinnen und Forscher des BfR entdeckten Besonderheiten in den menschlichen Rezeptoren, die auf Nickelionen reagieren. Etwa 43 Prozent der entsprechenden T-Zellen be-sitzen im spezifischen Erkennungsteil der Andockstelle (also der variablen Untereinheit des Rezeptors) die Aminosäure Histidin. Diese Aminosäure kann an Nickelionen binden. Außer-dem reagierten erstaunlich viele menschliche T-Zellen mit einem bestimmten weiteren „Bau-teil“, einem festgelegten Rezeptorsegment. Dies ist bei rund 35 Prozent der auf Nickelionen reagierenden T-Zellen der Fall. Das ist ein wichtiger Hinweis darauf, wie das menschliche Im-munsystem Nickelionen erkennt - und möglicherweise ein erster Erklärungsansatz, warum Menschen so häufig an einer Nickelallergie leiden.

 

Die aktuellen Erkenntnisse wurden mit zwei neuen Methoden gewonnen: Die auf Nickelionen reagierenden T-Zellen wurden über einen Aktivierungsmarker identifiziert. Gleichzeitig wurden mit der Hochdurchsatzsequenzierung viele T-Zell-Rezeptoren gleichzeitig erfasst. Der Nutzen der neuen Ergebnisse für die medizinische Praxis ist derzeit noch nicht einschätz-bar. So wurden bisher keine Unterschiede in den Rezeptoren im Blut bei allergischen und nicht-allergischen Menschen nachgewiesen. Das BfR arbeitet jedoch daran, die neuen Metho-den auf weitere Allergene auszudehnen und bei T-Zellen anzuwenden, die mit Allergien in Verbindung gebracht werden.

 

Weitere Informationen auf der BfR-Website zum Thema Nickel:
Übersichtsseite aller Publikationen:
https://www.bfr.bund.de/de/a-z_index/nickel-4867.html
Kontaktallergie durch Nickel: Preis für BfR-Forscherin
https://www.bfr.bund.de/cm/343/kontaktallergie-durch-nickel-preis-fuer-bfr-forscherin-katherina-
siewert.pdf

Quelle:

https://www.bfr.bund.de/

Zurück